Projekttag am 17.12.2020

Projekttag am 17.12.2020

Satire zu Corona-Zeiten

Ein Beitrag der B-Vkl zum Projekttag am 17.12.2020

Im Mittelalter wurde Satire, vor allem auch die Karikatur, für das ungebildete Volk zum Zweck der religiösen Belehrung und Propaganda eingesetzt.

Zu Zeiten der Reformation gingen die konfessionellen Gegner nicht sehr zimperlich miteinander um. Die Darstellungen des Papstes als Esel oder Johannes Ecks als Schwein waren keine Seltenheit, Martin Luther wurde oft als Teufel dargestellt. Das Barock- Zeitalter führte diese Linie fort und übte zudem Kritik an der höfischen Welt.

In der Neuzeit beschäftigte sich u.a. Tucholsky (1890 – 1935) mit der Frage:

Was darf Satire? “Übertreibt die Satire? Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: `Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.`“

Satire hatte über verschiedene Zeitepochen verschiedene Definitionen ihrer Grenzen. Die Frage was Satire darf, muss also in der aktuellen Zeit bewertet werden. Erlaubt ist auch, was nicht gefällt, jedoch muss Satire mit Bedacht gewählt werden. Sie braucht Provokation, Ungerechtigkeit, Überspitzung und Übertreibung. 'Satire ohne Biss ist keine!'

 Im Folgenden haben wir uns mit vier Posts beschäftigt, die wir in den letzten Tagen über die Sozialen Medien erhalten haben.

OStR i.BV Marina Krauß

 

Dame mit Fernglas

Marina Dame

 

Auf dem Bild ist eine alte Dame mit einem Fernglas zu sehen. Sie schaut damit aus dem Fenster. An ihrem Gesichtsausdruck kann man erkennen, dass sie sehr interessiert ist, was draußen  passiert. In dem Text werden die Absichten der Dame veranschaulicht. Sie zeigt, zu welchem Preis sie ihre Nachbarn nicht meldet, wenn diese Weihnachts- oder Neujahrsfeiern veranstalten.

Damen in diesem Alter sind oft sehr neugierig und zu Zeiten des Corona- Virus geht man davon aus, dass sich die alten Menschen im Haus befinden, um sich zu schützen. Das ist aber nicht das Hauptinteresse der abgebildeten Dame. Sie will aus der staatlichen Bevormundung eher ganz privat Kapital schlagen: Das Feiern missgönnt sie ihren Nachbarn nicht, auch hat sie keine Angst krank zu werden.

Die Ironie besteht also darin, dass gerade die, die beschützt werden sollen, das Problem nicht als so gravierend ansehen.

 

Der Wachtmeister

Marina Wachtmeister

 

 

In diesem bearbeiteten Foto sieht man einen Wachtmeister, der Anrufe im Polizeirevier entgegennimmt. Einer der Mitbürger reicht eine Beschwerde über seinen Nachbarn ein, der gerade mit mindestens 50 Leuten einen Geburtstag feiert. Der Polizist entgegnet dem besorgten Mitbürger in zugefügten Sprechblasen: „Was soll ich denn da tun? “ und fügt bissig hinzu: „Wären Sie nicht so ein Arschloch, hätte er Sie sicherlich auch eingeladen!“

Der Witz liegt hier darin, dass der Denunziant eben gerade bei einem Vertreter der Staatsmacht ins Leere läuft, wo er sich doch Bestätigung erhofft hat. Der Satiriker zeigt damit, dass die politischen Entscheidungen noch nicht einmal bei den ausführenden Organen auf Verständnis stoßen.

 

Die Gangsterfamilie

Marina Banküberfall

 

In dieser Karikatur sieht man eine Familie, die wie eine Verbrecherbande ihren nächsten Überfall plant, zumindest könnte man das im ersten Moment denken.

Die Gruppe Erwachsener hat sich um einen Tisch versammelt und betrachtet dabei den Plan eines Grundrisses. Im Fokus sitzt ein Mann im schwarzen Overall, der den anderen den Plan erklärt.

Um ihn herum sitzen ein alter und jüngerer Mann und zwei Frauen. Ein bisschen daneben steht noch ein junger Mann. Der Mann im schwarzen Overall verteilt die Aufgaben an die anderen. So soll einer die Tür bewachen, einer aus dem Klofenster springen, wenn die Polizei kommt und ein weiterer soll mit laufendem Motor warten. Der junge abseitsstehende Mann fragt daraufhin, ob sie denn einen Banküberfall planten. Die ihm am nächsten stehende Frau antwortet ihm: „Nein, die Weihnachtsfeier“.

Hier werden die Vorgaben der Regierung ins Lächerliche gezogen, die für die Weihnachtsfeiern nur noch eine beschränkte Anzahl von Gästen zulassen. Das Missachten der Vorschriften rückt Familien und Freundeskreise in die Nähe von Verbrechern.

 

„Silvester 2020“

Marina Silvester

 

Die untere Hälfte der Karikatur besteht aus Menschen, die ihren nackten Hintern  Richtung Himmel strecken. Alle haben die gleiche Körperhaltung, manche heben dazu den Finger, als würden sie sich melden.

Die obere Hälfte der Karikatur zeigt eine riesengroße Menge an Spritzen, die vom Himmel  zielgerichtet auf die entblößten Hinterteile zuschießen.

Die Ironie dabei ist, dass diesmal das (verbotene) Feuerwerk also in die falsche Richtung läuft: Die Bevölkerung schießt nicht nach oben, sondern sie wird von oben mit den Spritzen beschossen. Niemand kann ihnen ausweichen und nicht jeder ist damit einverstanden, aber die Bevölkerung muss so oder so “die Hosen herunterlassen”.